Kommen wirklich nur noch Berlin-Touristen und Grundschüler mit den Gründungssagen der Hauptstadt in Berührung? Abseits der alljährlichen Nikolai-Festspiele hält die Wünsdorferin Madana Kati Pfau die mittelalterlichen Sagen aus der Mark Brandenburg auch auf den anderen Erzählbühnen des Landes lebendig. Dabei versteht es die Geschichtenerzählerin und Moderatorin, die Alt-Berliner Sagen mit Fantasy und Romance zu verbinden. Jetzt sind sechs ihrer Bühnenerzählungen im Erzählverlag erschienen.
Madana Kati Pfau erzählt, wie Albrecht der Bär aus Liebe Berlin gründete, was das Kreuz an der Marienkirche mit Neid zu tun hat, warum eine Riesin den Berlinern eine Rippe schenkte, wie die Jungfernbrücke und die Allee Unter den Linden zu ihren Namen kamen und von den Weisen Frauen am Müggelsee, die allen helfen, die in Not sind. Den Hintergrund bilden die Alt-Berliner Sagen: Die Gründung Berlins, Die Jungfrau vom Müggelsee, Die Rippe, Das Kreuz vor der Marienkirche und die Rettung des Baumeisters, Die Linden von Berlin sowie Wie die Jungfernbrücke zu ihrem Namen kam - so wie sie noch heute in den Schulen wiedergegeben werden. Die Autorin füllt diese mittelalterlichen Sagen zusätzlich mit Werten wie Mitgefühl, Duldsamkeit, Mut, Treue sowie Reue und Vergebung, indes ohne das Ambiente der vergangenen Zeit zu vernachlässigen. Angereichert werden die Sagenerzählungen mit den Illustrationen des Berliner Künstlers Steffen Faust.
"Das verbindende Element dieser sechs 'Sagen' aus dem Alten Berlin ist die Liebe.
Die Erzählerin und Moderatorin Kati Pfau hat alten Sagenstoffen nachgespürt, sie aber in ein neues erzählerisches und inhaltlich verändertes Gewand gekleidet. Für den, der mit
der Sagenwelt Berlins ein wenig vertraut ist, stößt sie einen Ton an - so z.B. von der Gründung Berlins, vom fliegenden Chorschüler oder vom Gasthaus zur Rippe - webt aber mit der
Liebe andere Sagenstoffe drumherum und erzählt so ihre ganz eigene Geschichte aus Berlins Frühzeit. Dabei gelingt es ihr gut, die Atmosphäre der werdenden Stadt auszumalen,
indem sie die unterschiedlichen Volksstämme, Zünfte und Persönlichkeiten schildert, die das Leben Berlins ausmachten. Den kurzen, fast sachlichen Ton von Sagen umgeht sie konsequent.
Ihre Texte sind etwa 40 Seiten A5-Seiten lang, lesen sich aber sehr kurzweilig."
Bettina Haubold
Literaturportal Schreibfeder.de
Die Autorin Madana Kati Pfau wurde 1968 in Thüringen geboren und wuchs in Berlin auf. In ihrer Kindheit durchlief sie sechs Jahre Schauspielunterricht beim Fernsehen der DDR und trat im Kinderfernsehen und in der Serie Polizeiruf 110 auf. Sie war als Geschichtenerzählerin in der Rolle der Märchenfee Pfauenfeder und als Moderatorin von Neue Horizonte.TV tätig. Heute gibt die ausgebildete Theater- und Schauspieltherapeutin Märchenseminare, erzählt ihre Geschichten und Sagen frei und gibt Lesungen.
Ihre sechs Sagen erscheinen als Band 5 in der Reihe Der Westentaschenerzähler des Erzählverlags aus Berlin. In die Reihe werden Geschichten aufgenommen, die sich bereits auf der Bühne erzählerisch bewährt haben: von hoher Erzählkunst, über Gedichte und Balladen bis zu humoristischen Kurzgeschichten und Poetry Slam-Texten. "Mit dem Westentaschenformat bieten wir den professionellen Erzählerinnen und Erzählern ein Forum, ihre Texte vorzustellen und sie mit anderen zu teilen", sagt Verleger Peter Amsler. "Wir freuen uns daher sehr, dass Kati Pfaus Neubearbeitungen der Alt-Berliner Sagen im Erzählverlag erscheinen. Kati Pfau erzählt ihre Geschichten erfolgreich entlang des Romance- und Fantasy-Genres. Das zeigt, dass noch heute Märchen und Sagen zeitgemäß und variantenreich tradiert werden können, so wie es schon jahrhundertelang der Fall war."
Sie möchten eine Geschichte hören? Bitte sehr!
Kati Pfau
Nebel überm Müggelsee. Sechs Alt-Berliner Sagen neu erzählt
240 Seiten, 10,8 x 17 cm, Softcover
Der Westentaschenerzähler, Bd. 5
ISBN 978-3-947831-25-8
Artikel-Nr. 79-3125
12,90 €