Am 1. Juni ist der zweite Teil der Coming-of-Age-Geschichte rund um das Indianer-Mädchen Tonka herausgekommen, als Hardcover-Ausgabe mit praktischem Lesebändchen zum Verschenken oder Selbstlesen für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren. Wir blicken ins Buch und geben Hintergrundinformationen.
Tonka, das Mädchen der Sioux, ist nicht mehr neun Jahre alt, auch nicht mehr zwölf. Ihr Pony Weißer Stern ist längst eingeritten, doch noch immer bilden sie und ihr Kamerad Rotfuchs auf den nordamerikanischen Great Plains ein gutes Team. Vor allem den Nachstellungen ihres Widersachers Rabenkralle müssen sie sich nach wie vor erwehren. "Tonka, die wilde und mutige, und ihr Freund Rotfuchs, der für Tonka alles tun würde. Schon allein die Geschichte der Freundschaft und Aufopferung der beiden geht ans Herz", schreibt Sarina Schröder in ihrem Blog über die Ausgangssituation der beiden Tonka-Bände des Berliner Autors Uwe Münkemüller.
"Zunächst dachte ich, mich erwartet ein schönes, abenteuerliches Kinderbuch. Doch ich muss sagen, dass es so viel mehr ist. Es geht um Freundschaft, Neid, Familie und den Wunsch, seine Herkunft kennenzulernen", schreibt die Literaturbloggerin. "... zwischen den Zeilen steckt noch einiges. Zum Beispiel die Akzeptanz und das Annehmen von Menschen, die nicht sind, wie man selbst ist."
In diesem zweiten Teil der Entwicklungsgeschichte ist etwas neu und nicht nur, dass Tonka älter geworden ist, was bereits der Umschlag hervorhebt, den die Berliner Illustratorin und Künstlerin Julia Steinmann erneut ansprechend gestaltete. Seitdem Tonka erfahren musste, dass sie nur zur Hälfte eine Sioux ist, ergreift sie immer öfter eine innere Unruhe, die sie nicht loslässt. Schließlich entscheidet sie sich, in das Land ihrer Mutter zu reisen. Doch auch hier trifft sie nicht nur auf Freunde. Neider sehen in ihr eine Gefahr, sie könnten um das Familienerbe gebracht werden. Vor dem Hintergrund neuerlicher Angriffe wägt Tonka schließlich klug ihren künftigen Platz im Leben ab. Es kommt zu einer Entscheidung.
Diese in Nordamerika und England zu Beginn des 18. Jahrhunderts angelegte Erzählung ist für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren zugleich spannend als auch informativ zu lesen. Pferde, Ponys, Indianer, das Leben in der Natur und im Kreis der Jahreszeiten: Mit der um Genauigkeit bemühten Darstellung der Native Americans auf den nordamerikanischen Great Plains knüpft Uwe Münkemüller an bestehende Lese-, Hör- und Sehgewohnheiten der Kinder an. Doch die Erzählung durchbricht die vertrauten Charakteristika des Genres. Dass überhaupt ein Mädchen Protagonistin in diesem Wildwest-Genre sein kann, lässt den Text hervorstechen. Hinzu kommt: Die „Roten“ sind nicht per se „gut“, noch die „Weißen“ per se „böse“. Uwe Münkemüllers Erzählung hält sich mit dem gängigen europäischen Narrativ der nordamerikanischen Besiedlungsgeschichte nicht auf, sondern sucht einen unbelasteten Blick auf das Zusammenleben der verschiedenen Völker. Dieser freie Blick eröffnet Kindern Raum für ein erstes literarisches Lernen.
Tonkas Wunsch nach Gewissheit und die Selbstverständlichkeit, mit der sie die ihr gegebene Freiheit ausfüllt, ist der Blick eines heranwachsenden Kindes in die Zukunft, das sich mit dem Rubikon im achten, neunten Lebensjahr beginnend selbst Fragen nach seiner Herkunft stellt. Wer bin ich? Wo komme ich her? Bin ich etwas Eigenes? Uwe Münkemüllers kleine Tonka-Reihe im Erzählverlag unterstützt die Fragenden darin, sich neu zu beheimaten. Diese Lebenshilfe macht die Bücher so wertvoll.
Sie möchten das Buch bestellen? Hier geht's zum Shop.
Teaser zum ersten Band Tonka. Mädchen der Sioux. Der Erzählverlag 2019