Brief an eine Autorin

Im Februar 2023 erschien der Debütroman "Niemand liebt mein Leben so wie ich" der Potsdamer Schauspielerin und Musikkabarettistin Angela Buddecke. Die Autorin über ihr Buch: "Die Geschichte handelt von der bedingungslosen Liebe zum Leben, auch und gerade wenn es sich von seiner rauen, unbequemen, ja lebensbedrohlichen Seite zeigt. Ähnlichkeiten der Hauptfigur mit der Autorin sind durchaus gewollt, manches entspringt dem lustvollen Recht auf künstlerische Freiheit, alles in allem ist das entstanden, was Angela Buddecke schreiben wollte: ein Buch der Ermutigung". - Als solches wird es vom Publikum bei den zahlreichen Lesungen auch verstanden. Emilie Bundschuhs Reise durch die "weiße Welt" der Krankenhäuser und mehr noch Angela Buddeckes eigene Lebensgeschichte stehen beispielhaft für die Kraft dessen, was Mediziner "Selbstheilungskräfte" nennen. Angela Buddecke hat mit ihrem Roman einen Nerv getroffen: Immer häufiger erreichen den Verlag Briefe betroffener Leserinnen und Leser.  Wir danken der Basler Hypnose- und Körpertherapeutin Corinne Huber, dass wir an dieser Stelle ihren Brief an die Autorin veröffentlichen dürfen.

Corinne Huber, Angela Buddecke (Fotos: privat, Olga Buddecke)

Monterey California & Basel, Sept./Okt. 2023

 

Liebe Angela,

 

von Herzen möchte ich Dir diesen Brief schreiben. Ich bin tief berührt von Deinem Buch und hoffe, dass es Dir gut geht. Allen Schutzengeln und Schutzengelinnen sei Dank, dass Du da bist! 

 

Was für eine unvorstellbar intensive Herausforderung, die Du hast meistern müssen! Es stimmte mich traurig und gleichzeitig freute ich mich so sehr über Dein «Stehaufpotenzial» in allen Facetten. Ich bin glücklich, dass Du nochmals Lebenszeit geschenkt bekommen hast, sie Dich «dort oben» noch nicht begrüssen wollten, sondern Dir noch andere Aufgaben zugedachten. Unglaublich stark, wie Du diese riesengrosse Transformation so hervorragend hast meistern und annehmen können. 

 

Dein Buch ist ein Meisterwerk, ein Weisheitsbuch, ein Lehrbuch für Gesunde, Erkrankte, für Ärzte und Ärztinnen, Therapeutinnen und Pfleger. Ein Geschenk an uns alle, Leserinnen und Leser. Es hat mich zutiefst beeindruckt, aufgewühlt und gleichzeitig auch entzückt. 

 

Kaum fassbar, was Du durchlebt hast, liebe Angela! Und wie wunderbar, dass Emilie mit Paul eine so grosse und tiefgründig bereichernde, reife Liebe leben kannst, die sie glücklich macht. 

Nicht nur die Art der Aufbereitung Deiner persönlichen Geschichte haben mich in den Bann gezogen. Deine Erzählkunst und literarische Kompetenz haben mich betört: Präzise ausgeleuchtet die unterschiedlichen Nischen, ein Parkett an grosser Lebensweisheit, ein Geflecht aus tiefem Wissen und Fühlen. Scharfsinnig kraftvoll und kritisch zugleich, gleichzeitig so sanft, liebevoll und verletzlich. Ein offerierter «Lesetanz» in allen Schattierungen, der herumwirbelt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so authentisch durchdachte und feinziselierte Zeilen gelesen habe. 

 

Den «Frontallappen» von Emilie Bundschuh mag ich ausserordentlich! Sind nicht alle Mitmenschen mit diesem Gehirnteil ausgestattet? Man könnte es meinen. Eine rhetorische Frage zu Deiner Belustigung. Untrainiert könnte eine Antwort sein: vielleicht. 

 

Dein Roman ging auf eine lange Reise. Ich hatte Dein Buch in die Bergferien mitgenommen, ohne vorher genau gelesen zu haben, wovon der Inhalt handelte. Ich war gespannt auf Dein neues Werk. Hatte ich Dich doch so lange nicht mehr gesehen. Ich freute mich auf Deine kabarettistischen Wortkapriolen, weil ich diese immer geliebt und Deine Kunstproduktionen sehr genossen hatte.

 

Auf dem Weg zu einer Wanderung begann ich alsdann mit Lesen, legte das Buch aber nach den ersten Zeilen, wie von einem Elektrodraht gezwickt, sofort wieder weg. Von Zahnschmerzen geplagt und von familiären Begebenheiten emotional «sensibilisiert», konnte ich mich dem Inhalt Deines Werks noch nicht stellen. Ich wusste aber sofort, dass es kein Zufall sein konnte, dieses Buch genau zu diesem Zeitpunkt in den Händen zu halten. Ich war mir sicher, es äusserst sorgfältig lesen zu wollen, einfach in erträglichen Sequenzen.

Ein paar Tage später im Zug zurück nach Basel begann ich dann bedacht nochmals von vorne. Weiter las ich nach zwei Wochen auf dem Flug über den Atlantik Richtung USA. Während drei Tagen alleine in S.F. unterwegs, nutzte ich Geh- und Esspausen, um mich in die Zeilen zu vertiefen. Dann weitergeflogen erleichterten mir Deine Zeilen die Wartezeit. Vierundzwanzig Stunden später las ich in einem kleinen Zelt bei chronischem Blinklicht, Musikdauerbeschallung, Sandsturm und Schlamm an einem Musikfestival weiter. Da war viel Zeit, mich in die Lektüre zu vertiefen. 

 

Diese absolut intensive, teils überfordernde Trance-Atmosphäre über Tage schien für mich scheinbar den Zweck zu erfüllen, die Brisanz der Geschichte, meinen inneren Schmerz zu dämpfen und in verdaubarer Grösse zu belassen – mich vor Retraumatisierung zu schützen. Ich weinte, lachte, heulte und schmunzelte beim Lesen und wiederholte Passagen. Mein Atem stockte immer wieder. Ich hatte Zeit, viel Zeit mich durch alle Phasen zu manövrieren. Ich las langsam, sehr langsam, hatte nie ein Wort ausgespart. Das feine Geflecht von Klarheit, Wahrheit, Achtsamkeit und Liebe betörten mich. 

 

Ich hielt Dich in Gedanken so oft in den Armen, liebe Emilie Bundschuh! Was für ein liebevoll verschmitzter, tiefgründiger Name. Ich lachte und litt mit der Protagonistin, legte das Buch immer wieder zur Seite. Und ich war liebestrunken, Emilie von Paul so bedingungslos angenommen, auf Händen getragen und glücklich zu erleben.

 

In die Stille der Wildnis an einem schönen See eine Woche später, wohin ich mich nach dem Festival mit Sehnsucht hinbegeben konnte, las ich Dein eindrückliches Buch zu Ende. Danach tauchte ich ins frische, bereits herbstlich erkaltete Seewasser ein. Ich wollte mich mit allen Sinnen spüren, mich mit dem energetisierenden Element verbinden, mich der Ohnmacht entziehend und einer tiefen Dankbarkeit und Lebendigkeit hingeben. 

Ich bin so glücklich, liebe Angela, dass Du all die Herausforderung so selbstverantwortlich stark annehmen und ihr trotzen konntest. Dass sich Dein Körper erholt hat und die Kraft fand zu heilen, ist grossartig und auf einer anderen Ebene gesprochen nachvollziehbar – und trotzdem ein Wunder. Vor sechsundzwanzig Jahren habe ich eine meiner geliebten Schwestern nach einer Knochenmarkstransplantation an Blutkrebs verloren, als ich mit dem dritten Kind schwanger war. Bis heute hat jene intensive Zeit mein Leben einschneidend geprägt. Sie wurde auch zum „Trail Head“ meiner Heilarbeit, was ich mit der Zeit als ein Geschenk annehmen konnte.

Ich gratuliere Dir zu Deinem Mut, liebe Angela, Dich mit Deinem ausgeprägten Gespür für Dich und Deinen wieder regenerierten, aufatmenden, gesunden Körper eingesetzt zu haben. Ich habe diese Passagen der Entscheidungsfindung fast nicht ausgehalten. Nein, nein, nein, hatte es in mir geschrien. Innerlich hatte ich gebetet, dass Emilie Bundschuh eine noch grössere Herausforderung erspart bliebe. 

 

So viele Déjà-vus nach so vielen Jahren! Ich bewundere Dein Vertrauen und gebe Dir recht, ohne dass ich irgendetwas überhaupt beurteilen kann: Unser Körper strebt stetig danach, heil zu sein. Er strengt sich auf kreative Weise so fest immer und immer wieder aufs Neue an, sich selbst zu heilen. Und dann ist es Zeit, wenn es Zeit sein soll… 

 

Liebe Angela, ich danke Dir von Herzen, dass du dieses Buch geschrieben hast. Du hast mir damit viel gegeben. Ich wünsche Dir weiterhin nur das Beste, viel Kraft und dass Du immerzu auf Händen getragen den köstlichen Teil des Lebensnektars ausgiebig kosten kannst. Lass Dich für Dein Buch, Deine Ehrlichkeit und fürs Teilen feiern. 

 

Eine herzliche Umarmung und alles Liebe

Corinne


Über Corinne Huber

Corinne Huber ist ausgebildete Coachin, Hypnosetherapeutin und craniosacrale Körpertherapeutin. Seit 2003 arbeitet sie in eigener Praxis in Basel komplementär zur Schulmedizin. Früher als Heilpädagogin unterrichtend, spezialisierte sie sich auf Neurodiversität – AD(H)S und Hochsensibilität – sowie auf energetische, mediale und traumatherapeutische Heilweisen. Sie publizierte zu pädagogischen Themen, war Referentin und Gastdozentin. 2020 veröffentlichte sie privat ihr erstes Kunstbuch «Doppelblind» in einer limitierten Auflage.


Angela Buddecke

Niemand liebt mein Leben so wie ich

352 Seiten, Klappenbroschur

ISBN 978-3-947831-93-7

ET 28.02.2023

16,00 €

 

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